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Mein Duft
Aktualisiert: 22. Dez 2020

Eine persönliche Duftgeschichte von Sebastian Vogler
Schon als kleiner Junge spielten Düfte eine wichtige Rolle in meinem Leben: Die
Großmutter duftete nach „4711“, der Großvater benutzte „Tabac“ als Rasierwasser,
mein Vater als Hobby-Segler „Old Spice“ und meine Mutter liebte „Chanel No 5“, den
ersten Duft von Gabrielle „Coco“ Chanel, benannt nach der Hausnummer Ihrer Boutique in Paris.
Nichts ist betörender als ein „eigener“ Duft…
Als junger Erwachsener, im Jahr 1988, entdeckte ich auf einer Reise in die USA den Herrenduft „Obsession“ von Calvin Klein für mich und kaufte einen Flacon. Als dieser dann in Deutschland verbraucht war, ging ich in eine Parfümerie in Köln, um den Duft
nachzukaufen. Es stellte sich jedoch heraus, dass dieser Duft deutlich intensiver, fast schon penetrant war. Offenbar hatte die Firma für den europäischen Markt unter gleichem Namen einen viel stärkeren Duft auf den Markt gebracht. Ich entschied mich dafür, einen anderen, den klassischen Herrenduft von „Cerutti“ zu kaufen. Dieser Duft war dann auch lange Zeit
mein absoluter Lieblingsduft. Der Herrenmodeausstatter Cerutti spielte in dem Hollywoodfilm „Pretty Woman“ mit Julia Roberts und Richard Gere eine Nebenrolle. Der männliche Star des Films war stets stilsicher in Mode von Cerutti gekleidet, und in einer
Szene im Badezimmer des Hotels waren alle Kosmetikprodukte und der Duft zu sehen. Als Cerutti dann „1881“ auf den Markt brachte, wurde der klassische Herrenduft vom Markt genommen. In meiner Not kaufte ich sämtliche Restbestände der Kölner Parfümerien
auf und hatte nun einen Vorrat, der für etwa zwei Jahre reichte. Anfang der 90er kam dann der Duft „Egoiste“ von Chanel auf den Markt. Der Duft wurde mit einem spektakulären Werbespot des Werbegrafikers Jean-Paul Goude im Fernsehen beworben, und ich mußte ihn unbedingt haben. Es folgten zahlreiche Herrendüfte wie z.B. „Jazz“ von Yves Saint Laurent. Zu dieser Zeit hatte ich immer so viele Düfte, dass ich sie je nach Stimmung
täglich wechseln konnte.
Die Abkehr von diesen industriell hergestellten Massenprodukten und die Entdeckung von Nischendüften ergab sich bei mir erst Mitte der nuller Jahre. Ich entdeckte die Parfüms von „Il Profumo“ aus Florenz für mich; Düfte, die man munter miteinader kombinieren kann und aus denen man sich seinen ganz individuellen Duft selbst komponieren kann. Beim Besuch von Duftmessen entdeckte ich immer mehr „Spezialitäten“, wie Creed, Bois, Puredistance
und Keiko Mecherie oder auch sehr alte und traditionsreiche Duftmarken wie Guerlain, Lalique, Rance und Houbigan. Auch heute noch sind es Nischendüfte, die mich begeistern. Die Industriedüfte meiner Jugend dagegen empfinde ich heute als aufdringlich und chemisch. Nischendüfte werden häufig mit viel Liebe und Handarbeit hergestellt und in darauf spezialisierten Parfümerien und Concept-Stores verkauft. Glücklicherweise widersetzen sich Einzelhändler dem allgemeinen Trend, bei dem sich die großen Parfümerieketten kleinere inhabergeführte Geschäfte durch Übernahme einverleiben.
Der Verbraucher darf entscheiden, ob er seinen Duft im Internet, im Drogeriemarkt, der Parfümeriekette oder in der persönlicheren Atmosphäre einer auf Nischendüfte spezialisierten Parfümerie probieren und kaufen will. Ich habe mich entschieden, Düfte ausschließlich in inhabergeführten Parfümerien zu kaufen. Hier werde ich individuell und kompetent beraten, finde das Parfüm, das zu mir passt und weiß dabei, daß ich einen Duft trage, der nicht häufig anzutreffen ist.
Atelier PMP
Wackelwasser Light
Nasengold